Mariananda

Mythos Erleuchtung

 aus dem Buch:  Erleuchtung, Phänomen und Mythos 2012

MARIANANDA

1.

Wer war diese Person vor dem Erwachen?

Some-one „who acted according to the dream“ (Ramana).

Ein vermeintlicher Jemand, der sich der Fixierung der body-mind-machine gemäß verhielt.

Aber: Die Fixierung hatte bereits mit 16 Jahren dicke „Löcher“. So schrieb ich 1958 in mein Tagebuch in der Schule in Seattle/USA: „…aber was, wenn das alles nur ein Traum ist, und wir die – verwirrten – Träumer sind.“

Ich hatte bereits von Sri Aurobindo gelesen, und wollte zu ihm. Aber das war in Indien und ich hätte damals nicht gewusst, wie ich das anstellen sollte. So versuchte ich, meinem Vorbild Jesus gemäß zu leben und zu handeln. Ich wollte unbedingt ein „guter Mensch“ werden. Erst vor kurzem las ich beim Dalai Lama: „Egal, ob wir gläubige Anhänger irgendeiner Religion oder Atheisten sind, wir sollten in jedem Fall versuchen „ein guter Mensch“ zu werden“.

Ich stimme immer noch zu.

Wenn wir Erwachen für uns selber, für unser narzisstisches Ego wollen, sollten wir das Streben danach lieber gleich lassen.

2.

Wann und wie ist Aufwachen geschehen?

Aufwachen war ein lebenslanger Prozess sich immer mehr vertiefender Bewusst-Werdung, begleitet von jahrelanger Schattenarbeit, Meditationspraxis und kontemplativem Gebet.

Die letztendliche, unumkehrbare Herzensöffnung, der „Fall vom Kopf in das Herz im Herzen“ und das endgültige, bedingungslose Ja-Sagen zu allem, WAS ist, ereignete sich bei einem Stille-Retreat während einer direkten, sehr persönlichen Begegnung mit meiner geliebten Lehrerin GANGAJI in den USA. Schlagartig stand der Gedankenstrom still und er kehrte auch seitdem nie mehr wieder. Ende der Fragestunde.

3.

Wer oder was ist der Person auf diesem Weg begegnet?

Ein sehr mannigfaltiges, reiches, tragisches, schönes, überwältigendes, lebendiges nun schon über 70 Jahre währendes Leben. Und wunderbare MENSCHEN, LANDSCHAFTEN, BLUMEN, MEERE, Ereignisse, und immer wieder BEGEGNUNGEN. Und allertiefste Dankbarkeit Im Göttlichen Ruhenden SEIN.

4.

Was war hilfreich, was nicht?

Das Leben, die Lehrer, die Lehren der Vorfahren. Die Kunst, die Wissen-schaften, die Freuden und die Leiden.

Alles war hilf-reich! Besonders die vom mind damals erst einmal als negativ bewerteten Geschehnisse stellten sich meistens im Nachhinein als die wirklichen, gnadenreichen Lehrer heraus.

5.

Was verändert sich weiter?

Sein ruht Stille.

Was sich verändert? Alles und nichts.

6.

Welche Veränderungen werden mit der „Lehr-tätigkeit“ für die eigene Person gemacht?

Sich selbst als „Schüler“ bezeichnende Menschen benannten und befragen mich als „Lehrer“, na dann.

Sie fragen … Antworten geschehen, oder aber auch nicht.

Was immer von „ich“ noch… dabei ist, guckt manchmal fröhlich, manchmal geduldig, manchmal im Moment etwas ratlos …, aber auch teilweise kurz angebunden … zu.

Oftmals verstehe ich nicht wirklich:

Warum diese Ego-mechanismen so verführerisch und anhaltend sind …,

aber ich muss das ja auch nicht verstehen.

Eckhart Tolle sagt dazu: „Wer weiß, wer weiß …, warum das so ist. So ist der Mensch.“ Christentum nennt es die Erbsünde, Blindheit, Dummheit. Buddhismus „Karma“, Hinduismus „Unwissenheit“, das Enneagram: die Fixierung ….

Sri Aurobindo sagt: „Es ist eine vorübergehende Durchgangsstufe in der Evolution“, dem mind passt das gut in seine beiläufigen Vorstellungen.

Erklärungen kann der mind dem mind unendliche verpassen.

Aber: Mysterium ist und bleibt Mysterium.

Es ist wie es ist.

Ich liebe das Leben, ich liebe die Menschen, ich kniee nieder vor und in der Schöpfung.